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Wer aus Lienz kommt, muss nicht Schi fahren können

Von Lienz aus bin ich immer mit dem Zug nach Innsbruck gefahren, viele Kurven habe ich ausgehalten, mir war bei der Ankunft immer schlecht. Später dann fuhr ich von Salzburg aus – also weniger kurvenreich und auch ohne Übelkeit – nach Innsbruck zu Sitzungen. Da habe ich mir zum ersten Male die Einwohner der Tiroler Landeshauptstadt angeschaut und mich gleich zu fürchten begonnen. Alle, wirklich alle, hatten Sportjacken, -hosen und -schuhe an, manche trugen Helme. Alle fuhren Rad, hatten dabei Schi am Gepacksträger oder auch Steigeisen. Daraus lernte ich, dass die Innsbrucker immer mindestens zwei Sportgeräte bei sich tragen und häufig in Gruppen auftreten. Sie warten stets auf Busse – bis auf die mit den Rädern! –, die sie vermutlich auf Sprungschanzen, auf Gipfel oder sonst wohin, wo ich es gefährlich finde, bringen. Stell dir vor, du gehst mit deiner Büchertasche durch die Straße und landest dann in so einem Bus, schnell hängst du irgendwo am Seil, stehst auf der Berg-Isel-Schanze und nur der Tod ist dir dann sicher. Über 30 Jahre bin ich ängstlich durch die an sich ja nicht unsympathische Stadt gerannt, immer auf der Flucht vor der sportlichen Masse. Im März 2012 habe ich ein Cafehaus entdeckt. Darin saßen Menschen. Ganz normal bekleidete, Kaffee trinkende Leute. Keiner hatte ein Sportgerät dabei. Ich habe Hoffnung.